Die Schule bekommt einen "neuen" Namen
Nach 25 Jahren erhielt unsere Schule mit Wirkung zum 01.04.2006 einen "neuen" Namen. Aufgrund eines Antrags der Schulkonferenz an den Schulausschuss der Stadt Gladbeck wurde aus der
"Städtischen Gemeinschaftshauptschule im Schulzentrum Brauck" die
"ERICH-FRIED-SCHULE".
Einige werden sich vermutlich fragen, womit dieser Mann es verdient hat, ihm einen bzw. unseren Schulnamen zu widmen.
Wer war Erich Fried?
Maßgeblich für unseren Antrag, die Schule nach Erich Fried zu benennen, sind dessen literarisches Werk und seine beispielhafte Biografie, die gut zu unserem Anspruch passt, Schule GEGEN Rassismus, Schule MIT Courage zu sein. Erich Fried, der als Siebzehnjähriger nach England flüchtete, hatte schon in seiner Jugend mit dem Schreiben begonnen. Er blieb auch in englischer Sprachumgebung seiner deutschen Muttersprache treu. Seine Gedichtbände erreichten für lyrische Werke beachtliche Auflagen, Tausende hörten ihn als eindrucksvollen aber auch bescheidenen Rezitator. Erich Fried wurde der deutsche Lyriker mit großer öffentlicher Wirkung. Der Anerkennung durch das literarische Publikum folgte später, wenn nicht zu spät, jene durch den offiziellen Literaturbetrieb der Bundesrepublik Deutschland. Wenige Monate vor seinem Tod erhielt Fried, schon schwerkrank, den "Georg-Büchner-Preis" der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Erich Fried, Wiener jüdischer Abstammung, verlor am 24. Mai 1938 seinen Vater, der von der Gestapo zu Tode geprügelt wurde, seine Mutter war zur selben Zeit in Haft. Er flüchtete aus seiner Heimatstadt Wien und erreichte am 5. August 1938 das Londoner Exil. Seine damalige Lebenssituation schilderte er später so: "Nach dem deutschen Einmarsch in Wien, 1938, der mich aus einem österreichischen Oberschüler in einen verfolgten Juden verwandelte, nahm ich mir vor, wenn ich lebend entkäme. zu tun, was mein Vater in den letzten zwölf Jahren seines Lebens vergeblich tun wollte - Schriftsteller zu werden. Ich wollte gegen Faschismus, Rassismus und Austreibung unschuldiger Menschen schreiben."
In diesen Sätzen werden die Motive erkennbar, die Frieds literarische und moralische Existenz bestimmten.
Schon als jugendlicher Emigrant gründete Fried in London eine Selbsthilfegruppe jugendlicher Flüchtlinge. Ihnen gelang es, durch Beschaffung von Geld und Einreisepapieren siebzig Menschen nach England zu retten. Das ist ein Beispiel dafür, wie Fried gegen Faschismus, Rassismus und Austreibung unschuldiger Menschen nicht nur schrieb, sondern auch handelte.
Die Verbindung von praktischer Solidarität, öffentlicher Meinungsäußerung und dichterischer Aufgabe gab Fried nie auf, allerdings veränderte sich das Gewicht der verschiedenen Elemente im Laufe seines Lebens. Das kann auch den nachkommenden Generationen als Beispiel eines gelungenen Lebens gelten.
Erich Fried wurde deutlich, auch überdeutlich, wenn er Position bezog. Ein solcher Mensch kann nicht unumstritten bleiben. Aber stets versagte er sich dem Dogmatismus der Rechthaberei, und selbst wenn ihn Gegner zum Feind erklärten, sah er in diesen Gegnern Menschen, auch Opfer der Verhältnisse im einzelnen Fall, nicht aber Feinde.
Der Name "Erich-Fried-Schule" soll nicht nur an einen bedeutenden Lyriker erinnern, sondern dieser Name soll ein Programm sein, auch ein pädagogisches. Die in Werk und Leben Frieds präsentierten Werte wie Frieden, Solidarität und Verständigung zu verwirklichen, ist gerade in einer Schule, in der Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Ländern und Kulturen leben und lernen, eine aktuell und zukünftig zu verwirklichende pädagogische Aufgabe.